Bauen und Wohnen als wichtiger Zukunftsfaktor

Wohnen wird immer wichtiger. Durch die aktuelle Situation rund um Corona stellen viele Menschen neue Anforderungen an ihr Zuhause. Auch der Wunsch nach Eigentum spielt eine immer größere Rolle. Beim Bauingenieuretag in München, der dieses Jahr virtuell durchgeführt wurde, waren zahlreiche Gastredner am Pult. Vor der Verleihung des Bauingenieurpreises kamen spannende Themen auf die Tagesordnung.

26.01.2021 | München und Umgebung, Unkategorisiert

Vortrag Bauen und Wohnen
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Bauen und Wohnen immer wichtiger

Kerstin Schreyer, die bayrische Ministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, erläuterte die derzeit intensive Zeit für den Bau. „Die Herausforderungen sind auch in der Baubranche nicht zu übersehen“, so Schreyer. Es sei sehr entscheidend, wie eine Siedlung oder ein Wohnhaus gebaut werde. Denn dies reguliere auch den Wohnalltag, heißt es von der Ministerin weiter. Die Ingenieurinnen und Ingenieure tragen große Verantwortung, sind sich alle Anwesenden des Bauingenieuretags einig. „Wenn wir den körperlichen Abstand aufgrund von Corona halten, müssen wir schauen, dass wir den sozialen Kontakt dennoch nicht verlieren. Da kommt im Bereich Bau ganz Wichtiges auf uns zu. Die Bedeutung dessen, wie wir leben, wird eine ganz andere werden. Es wird darum gehen, wie wir zusammenwohnen und wie groß der Wohnraum zukünftig sein sollte, weil wir mehr Zeit daheim verbringen, im Homeoffice zum Beispiel, vielleicht auch mit den Kindern im Homeschooling Dann verändert sich natürlich der Bedarf an Wohnraum“, erläutert Kerstin Schreyer weiter. Es gehe darum, dass genug Gemeinschaftsfläche vorhanden sei, oftmals werde der Balkon oder Garten als erweiterter Wunsch festgemacht. Gemeinsame Organisation und das Ausloten der Möglichkeiten seien zukünftig allgegenwärtig.

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Wichtige Punkte weiter vorantreiben

Die Bayerische Baunovelle ist ein wesentlicher Teil des Ministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, der noch zu Zeiten des Vorgängers der jetzigen Ministerin angestoßen wurde. Kerstin Schreyer hat dieses Thema kürzlich in den Ministerrat und den Landtag eingebracht.

Das Ergebnis tritt am ersten Februar in Kraft. „Wir werden schneller, einfacher und flexibler, energiesparender und wohl auch kostengünstiger“, betont die Ministerin in ihrer Ansprache. Der Dachgeschossausbau soll sich vereinfachen, beim Abstandsflächenrecht könne man im Regelfall herunterkürzen, bei den Genehmigungen im seriellen Bauen und bei der Aufzugspflicht werde nachgebessert und der Baustoff Holz erhalte in der Novelle Platz. Holz soll zukünftig in allen Gebäudeklassen verwendet werden können. „Damit werden wir auch der Nachfrage heranwachsender Rohstoffe gerechter“, zeigt sich Kerstin Schreyer erfreut. Zudem solle der digitale Bauantrag vorangetrieben werden. Die rechtlichen Grundlagen seien durch die Novelle geschaffen. Einige Behörden starten im März mit dem digitalen Bauantrag in der Praxis, so auch die Landeshauptstadt München. Ebenfalls wurde eine eigene Zentrale Stelle im Ministerium eingerichtet für Straßenbau, Hochbau und digitale Planungen. Diese werde sich in den nächsten Monaten stark ausbauen.

Vortrag Bauen und Wohnen
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Kurzüberblick über die neuen Regelungen der Baunovelle

  • Genehmigungsfiktion
    Die sogenannte Genehmigungsfiktion ist einer der Hauptpunkte der Novelle. Damit sollen Bauvorhaben im Bereich des Wohnungsbaus deutlich schneller genehmigt werden können. „Wir machen es Bauherren so leicht wie möglich. Für die meisten geplanten Wohngebäude gilt künftig: Wenn sich die Baugenehmigungsbehörde drei Monate nach dem Einreichen des Bauantrags nicht meldet oder anders entscheidet, gilt der Antrag automatisch als genehmigt“, erklärte Bayerns Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU).
  • Abstandsflächenrecht
    Auch das Abstandsflächenrecht soll vereinfacht werden. Die neue Bauordnung sieht vor, dass die Abstandsflächen auf 40 Prozent der Wandhöhe reduziert werden – in Gewerbe- und Industriegebieten auch weiter. Der Flächenverbrauch soll so stark zurückgefahren werden. Bei Wohnbauten reicht künftig also das 0,4-Fache der Wandhöhe, bei Gewerbebauten das 0,2-Fache. Ein Mindestabstand soll bestehen bleiben, mindestens von drei Metern, und Gemeinden können – wie bisher – auch größere Abstandsflächen in ihrer Satzung festlegen.
  • Holz als Baustoff
    Außerdem soll das Bauen mit Holz erleichtert werden. So soll Holz künftig in allen Gebäudeklassen verwendet werden dürfen. Damit beabsichtigt das Bauministerium nach eigenen Angaben, dass Holz als Baustoff deutlich attraktiver wird und das Bauen dadurch nachhaltiger.
  • Stellplatzpflicht
    Zudem sieht die neue Bauordnung vor, dass die Kommunen die Stellplatzpflicht flexibler regeln können: Alternative Mobilitätskonzepte werden zugelassen.
  • Dachausbau
    Für den Ausbau von Dachgeschossen soll künftig keine Genehmigung mehr nötig sein.
  • Einbau von Aufzügen
    Die Pflicht zum Einbau eines Aufzugs fällt mit der neuen Bauordnung weg, wenn der Aufwand dafür unverhältnismäßig hoch wäre.
  • Weitere Änderungen
    Weitere Änderungen betreffen unter anderem den Bau von Kinderspielplätzen in Wohnanlagen, die Planung von Rettungswegen und die Ausweisung von Kfz-Stellplätzen und die Begrünung von Gebäuden. Außerdem können Kommunen aus Gründen des Artenschutzes reine Steingärten und Kunstrasenflächen untersagen.

(Informationsquelle: Bayrische Ingenieurekammer-Bau, Fotograf: Tobias Hase)